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Die geheimnisvolle Glocke des Westparks

Die geheimnisvolle Glocke des Westparks

Es war eine kalte, neblige Dezembernacht in Augsburg. Der Wind heulte durch die leeren Straßen, während die Lichter in den Fenstern der Bildungshaus Westpark flackerten und Schatten auf die schneebedeckten Gehwege warfen. Im Inneren des Hauses war es warm und einladend, doch ein seltsames Gefühl lag in der Luft, das niemand ignorieren konnte.

Yvonne Thurn, die Einrichtungsleitung, hatte bemerkt, dass seit einigen Tagen eine alte, verrostete Glocke in der Ecke der Krippe immer wieder von selbst zu läuten begann. Es war passiert, als Ella Hastreiter, die Heilerziehungspflegerin und Gruppenbeauftragte, den Raum betrat, um die Spielsachen aufzuräumen. Das Läuten war leise, kaum wahrnehmbar, aber es hinterließ ein unangenehmes Kribbeln auf ihrer Haut.

Ella hielt inne und sah zu Katharina Bachmann und Evelyn Strassburger hinüber, die ebenfalls stehen geblieben waren und mit ängstlichen Augen auf die Glocke starrten. "Hast du das auch gehört?", fragte Katharina, ihre Stimme zitterte leicht. Evelyn nickte langsam, während Petra Horndach, die Assistenzkraft, sich eine Strähne ihres Haares hinter das Ohr schob und flüsterte: "Es klingt fast... als würde jemand versuchen, uns zu warnen."

Im Kindergarten, in der Pferdegruppe, hatte Verena Diekmann, die Erzieherin und Gruppenbeauftragte, ähnliche Erlebnisse gehabt. Während die Kinder spielten, hörte sie das leise Klingen der Glocke, das sie an das Lachen eines Kindes erinnerte, das längst nicht mehr unter ihnen war. Katharina Bley und Iris Schneider, die Kinderpflegerin, bemerkten es ebenfalls und warfen sich besorgte Blicke zu.

In der Katzengruppe war es nicht anders. Sieglinde Polzer-Grodowski, die Gruppenbeauftragte, hatte versucht, mit Christina Solcher und Almir Avdic darüber zu sprechen, aber jedes Mal, wenn sie es erwähnte, wurde das Läuten lauter, als ob es sie zum Schweigen bringen wollte.

Die Hortgruppen waren ebenfalls betroffen. Elke Bäuml, die Gruppenbeauftragte von Hort I, hatte Thomas Zerle und Alexandra Rosca von einem Traum erzählt, den sie gehabt hatte: Ein Kind mit leeren Augen, das vor der Glocke stand und sie anstarrte. In Hort II hatte Duygu Seven bemerkt, dass Sigrun Schubert und Christoph Kirschbaum immer nervöser wurden, je näher Weihnachten rückte. Monique Ginal, die nur montags arbeitete, hatte die Glocke in der letzten Woche nicht gehört, aber sie konnte die Sorge in den Gesichtern ihrer Kollegen lesen.

Die Geschäftsführung des Bildungshauses, bestehend aus Werner Weishaupt, Claudia Frost und Eckard Rasehorn, wurde über die seltsamen Vorkommnisse informiert. Doch sie winkten es als Einbildung ab, als einen Streich der Nerven in der stressigen Vorweihnachtszeit.

Aber die Glocke ließ sich nicht ignorieren. Am Heiligabend, als das gesamte Team für eine letzte Besprechung zusammenkam, läutete sie so laut, dass alle Anwesenden zusammenzuckten. Das Licht flackerte und erlosch, und für einen Moment herrschte totale Dunkelheit. Als die Lichter wieder angingen, stand ein kleines Mädchen in der Mitte des Raumes. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen leer, doch sie lächelte.

"Habt keine Angst", flüsterte sie und die Stimme hallte durch den Raum. "Ich bin hier, um euch zu helfen. Die Glocke ist ein Geschenk, eine Erinnerung an all die Seelen, die ihr berührt habt. Eure Arbeit ist wichtig."

Dann verblasste sie, so plötzlich, wie sie erschienen war, und die Glocke verstummte. Die Dunkelheit, die das Bildungshaus umgeben hatte, schien sich zu lichten, und ein Gefühl von Frieden legte sich über die Anwesenden.

In dieser Nacht verließen die Erzieherinnen und Erzieher das Haus mit einem neuen Verständnis für die Bedeutung ihrer Arbeit. Die Glocke blieb stumm, aber ihr Echo hallte in ihren Herzen wider, während sie hinaus in die kalte, klare Weihnachtsnacht traten.

THE END.